Märchen
- UnDi

- 14. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juli
Streng genommen sind schon die Lieder, die man uns als Babys vorsingt Literatur. Aber viele würden wohl Märchen als ihre frühsten Literaturerfahrungen bezeichnen.
Zu meinen Märchenerinnerungen gehören weiße Kassetten und bis heute bilden manche Märchen in meinem Kopf Paare. Das tapfere Schneiderlein auf der einen Seite, Rotkäppchen auf der anderen. Der Gestiefelte Kater und Hänsel und Gretel. Frau Holle und der Froschkönig.
Neben Dornröschen gehörten nicht unbedingt die Klassiker zu meinen Lieblingen. Ich hatte eine Froschkönigphase, aber meine Faszination galt weniger royalem Glanz als dem Finsteren, vielleicht sogar Morbiden. Rapunzel, die von Dornen geblendet wird, das Blaue Licht, wo ein versehrter Soldat am Ende hingerichtet werden soll, die sieben Raben, wo ein Kind sich einen Finger abschneidet, um ihn als Schlüssel zu benutzen, und nicht zuletzt die Gänsemagd, die sich mit einem abgeschlagenen Pferdekopf unterhält. (Auf der Kassette war das sehr eindrucksvoll.)
Aber es blieb nicht bei Grimm. Meine Liebe zu Märchen wuchs mit mir. Ich entdeckte bei Oma ein Buch mit Märchen aus 1001 Nacht, ich stöberte in der Bibliothek nach Kassetten mit »Märchen aus aller Welt«.Und diese Liebe wurde mit mir erwachsen. Mein erstes Referat im Literaturwissenschaftsstudium hielt ich in einem Märchenseminar und in meiner Bachelorarbeit behandelte ich unter anderem eine Adaption der Zertanzten Schuhe. In meinem Bücherregal heute stehen die Grimm’schen Märchen, neben Märchen »aus aller Welt«, moderne Kunstmärchen neben zwei verschiedenen Übersetzungen von 1001 Nacht und neuerdings Manga, die Märchenmotive aufgreifen.
Die schlichte, zeitlose Ästhetik von Märchen fasziniert und inspiriert mich bis heute. Ich sehe in der Fantasy eine Art Ur-Ur-Ur-Enkelin dieser altehrwürdigen Gattung.Märchen sind zweifellos eine meiner Feen und es mag sogar sein, dass in meiner Schreibstube zwei eigene Märchenadaptionen auf ihre Vollendung warten …






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